“Salò” di Pasolini sul palcoscenico berlinese del Volksbühne

Nel cuore di Berlino, il Volksbühne,  teatro-icona della capitale tedesca  sulla  Rosa-Luxemburg Platz,  inaugurato il 30 dicembre 1914 sull’allora Bülowplatz, fu progettato dall’architetto Oskar Kaufmann e abbellito dalle opere dello scultore Franz Metzner.  Danneggiato gravemente durante i bombardamenti della Seconda Guerra Mondiale, fu ricostruito poi secondo il progetto ideato da Hans Richter, che apportò all’originale modifiche architettoniche sostanziali. Dalla tradizionale impronta politica, che ne ha fatto un punto di riferimento internazionale durante gli anni della DDR, il Volksbühne è nato come un teatro libero del popolo, supportato da un’organizzazione chiamata Freie Volksbühne, avviata nel 1892 con l’obiettivo,  fin dall’inizio, di proporre spettacoli e intrattenimento culturale a prezzi accessibili per tutti.
E proprio in questo tempio di culto della scena più iconoclasta  il 27 maggio debutterà uno spettacolo dal carattere indubbiamente d’eccezione. Si tratta dell’adattamento teatrale dell’ultimo film di Pasolini Salò o le 120 giornate di Sodoma,  per la regia di Johann Kresnik e con una foltissima compagnia di interpreti. Tra essi, Leandro Tamos, di origini casarsesi, che ringraziamo per la segnalazione. Dal sito del glorioso teatro berlinese riprendiamo, in tedesco,  la scheda descrittiva dello spettacolo, che comprende anche l’elenco della folta squadra degli artisti coinvolti in questa complessa e certamente audace macchina di spettacolo.   

 www.volksbuehne-berlin.de 

Die 120 Tage von Sodom
nach Marquis de Sade und Pier Paolo Pasolini
Der jüngste Reiter der Apokalypse

Vier Libertins verschanzen sich an einem entlegenen Ort mit ihren Opfern beiderlei Geschlechts. Ihre Macht erlaubt ihnen, sie in jeder Hinsicht zu befehligen. Perversion, Erniedrigung, sexuelle Gewalt, Mord füllen die Tage. Die Verbrechen werden in der Spirale der Willkür immer grausamer. Es bleiben wenige Opfer am Leben. Mord, schnell oder quälend, allein oder im Bund tötend, übertrifft nichts an menschlicher Barbarei. Gehen Lust und Ekstase mit dem Akt der Auslöschung einher, offenbart sich Sadismus in ausgeprägter Form.
Donatien Alphonse François de Sade, Zeitzeuge der Aufklärung, Protokollant des Bösen und Verbrechens, Namensgeber des Sadismus, schrieb „Die 120 Tage von Sodom“ 1785 in 37 Tagen in Miniaturschrift auf eine Rolle hauchdünnen Papiers hinter Kerkermauern. Mehrfach über Jahre eingebuchtet wegen seiner Gottlosigkeit, seines Lebenswandels, wegen Nötigung, versuchten Mordes und und und.
Die „120 Tage“ sind ein bizarres literarisches Frühwerk mit ausgeklügelter mathematischer Struktur. Anzahl der Personen, die Regeln und Verbote, die Hausordnung, die Tagesabläufe, einschließlich des Erlasses von Begierde und Vergewaltigung. Alles philosophisch untermauert mit einer geradlinigen Dramaturgie der steigenden Linie auf den konsequenten Punkt: Einer überlebt als Gott und Tyrann. Konsequenz der Konsequenz. Noch nicht bei de Sade.
Knapp 200 Jahre später prägt Pier Paolo Pasolini seine Sicht auf den Stoff mit seinem Film „Salò oder die 120 Tage von Sodom“ (1975), der 1944 in der Republik Salò, gegründet von Mussolini, spielt. Die SS sind Deutsche im Verbund mit der italienischen Bourgeoisie für die Freiheit: zum Begehen aller Verbrechen. Eine Ordnung im abgeschlossenen System, um umso mehr der Zerstörung und der Anarchie verfallen zu können. Auffällig Eleganz, Stil und Minimalismus im Gegensatz zur Effizienz der Grausamkeiten. Dem Schmerz des Opfers folgt das Gelächter des Folterers.
40 Jahre nach dem Film wird Johann Kresnik in Zusammenarbeit mit Gottfried Helnwein den Stoff, geschrieben von Christoph Klimke, für Tanz und Schauspiel inszenieren. Die Schicksale von verwahrten jungen Menschen, die Erzählungen grenzenloser Gewaltphantasien, auch an Säuglingen, das Philosophieren, das Verbrechen sei naturgegeben, der Klerus sei der größte Feind, lösen beim Leser/Zuschauer Angst vor dem Ansehen der Gewalt gepaart mit monolithischen sexuellen Perversionen und der Sicht vor dem Töten aus.
So wie Pasolini eine Auseinandersetzung mit dem Thema Faschismus im Sodom-Stoff gesucht hat, und er uns selbst den Hinweis auf unsere Gesellschaft gab, untersucht die Aufführung der Volksbühne eine neue, verborgene Form des Terrors: die Konsumgesellschaft. Pasolini beschreibt sie als Gleichschaltung der Interessen, hervorgerufen durch Verlust der Autonomien von Klassen und Gebieten mit gleichzeitigem Optimieren des Kapitalismus durch die Klasse der Konsumenten, deren Bedürfnisse durch Medien gesteuert werden. An diesem Punkt will die Aufführung ansetzen. Höllenkreise der Leidenschaft, der Scheiße und des Blutes werden durchlitten, Geld kauft Politik, beide kaufen Seelen. Der Mensch wird reduziert auf den Konsum. Die Bedürfnisse werden geweckt und bedient, ehe sie zu formulieren sind. Stimulation über den Warenrausch. Der Konsumfaschismus errichtet sein System von innen, und die Ideologie des Geldes schlägt erst einmal Wurzeln, über die der jüngste Reiter der Apokalypse mühelos hinweggaloppiert.

"Salo o le 120 giornata di Sodoma" (1975) di Pasolini. Una scena
“Salo o le 120 giornata di Sodoma” (1975) di Pasolini. La scena del matrimonio

Mit: Sarah Behrendt, Hannes Fischer, Inka Löwendorf, Roland Renner, Ilse Ritter, Enrico Spohn,Helmut Zhuber, Juan Corrs Benito, Andrew Pan, Ismael Ivo, Valentina Schisa, Sylvana Seddig, Sara Simeoni, Osvaldo Ventriglia, Elisabetta Violante, Yoshiko Waki, Günter Cornett, Helmut Gerlach, Wagner Peixoto Cordeiro, Arnd Raeder, Christian Schlemmer, Leandro Tamos, Katia Fellin, Paula Knüpling, Ruby Mai Obermann, EStefania Rodriguez, Natalie Seiss,  Marlon Weber, Alexander Beerenkaemper und Hussein Zaher

Regie: Johann Kresnik
Fassung: Christoph Klimke
Bühne:  Gottfried Helnwein
Kostüme: Gottfried Helnwein
Musik:  Ali Helnwein
Choreografie: Ismael Ivo,  Johann Kresnik
Licht:  Torsten König
Ton: Jörg Wilkendorf, Gabriel Anschütz
Dramaturgie: Sabine Zielke, Christoph Klimke